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Fortsetzung:
Der Wasserfall Varone: ein einzigartiges Naturphänomen

Man kann den Wasserfall Varone von zwei verschiedenen Aussichtspunkten aus bewundern und somit in den Genuss zweier vollkommen unterschiedlicher Blickwinkel kommen. Der erste Aussichtspunkt ist die untere Schlucht, von der aus man den unteren Teil des Wasserfalls Varone betrachten kann; der zweite hingegen liegt 40 m höher in der oberen Schlucht, und gibt den Blick auf den Wasserfall in seiner gesamten imposanten Höhe und Pracht preis.
Schlucht und Wasserfall Varone befinden sich in einem privaten Naturpark, der im Laufe der Jahre unberührt geblieben ist - dank des Einsatzes all jener, die für die Leitung und die Instandhaltung des Wasserfalls zuständig waren und sind. Die ersten Infrastrukturen zur Besichtigung des Wasserfalls wurden 1874 gebaut; davor gab es nur steile Felswände. Der Sturzbach konnte nur äußerst gefährlich erklettert werden - sei es direkt durch das Wasser steigend oder von der oberen Schlucht aus an Seilen hängend.

Heute kann dieses Naturschauspiel dank der Errichtung von Wegen und kleinen Stegen, Geländern und gewundenen Treppen leicht besichtigt werden.


Der Bau am Eingang des Wasserfalls Varone wurde vom Architekten Giancarlo Maroni entworfen, der Anfang des 20. Jh. in dieser Gegend sehr gefragt war. So hat dieser auch u.a. den „Vittoriale“ entworfen: die imposante Villa des italienischen Dichters Gabriele D'Annunzio in Gardone, am westlichen Ufer des Gardasees.

Somit weht uns auf diesen ersten zehn Treppen, die zum Wasserfall führen, bereits ein Hauch Geschichte entgegen. Dieser Bau führt sodann ins Freie, wo der eigentliche Besuch des Wasserfalls Varone beginnt.

Die untere Schlucht

Man erreicht die untere Schlucht, indem man dem Weg weiter folgt: Er führt in zahlreichen Kurven und Biegungen immer tiefer In den Berg hinein. Dabei geht man auf Stegen, die in den Fels gebaut wurden und sich einen Meter über dem Wasser befinden, das unter den Füßen schäumt. Hier ist die Schlucht bzw. der Canyon: ein enges Tal, das in horizontal gelegenen Gesteinsschichten durch die unglaubliche Kraft des Wassers entstanden ist. 55 Meter tief ist dieses einzigartige Naturschauspiel!
Es gibt zwar tausende Wasserfälle in der Welt, aber nur selten findet man zusammen mit ihnen auch eine Schlucht bzw. ein Canyon wie hier in Varone. Ganze 20.000 Jahre hat es gedauert, bis diese entstand: Steter Tropfen höhlt den Stein!

Dies ist der letzte Teil des Wasserfalls, und das Wasser erzeugt in der Enge einen tosenden Lärm, der gleich wie das wilde Schäumen durch den enormen Wasserdruck entsteht. Kein Wunder nach einem Sprung von 98 Metern und auf so engem Raum! Unzählige Spritzer und Gischt, die an dünnen Nebel erinnert, lassen die Atmosphäre fast etwas surreal erscheinen.

Am Ende dieses ersten Teils der Besichtigung verlässt man die untere Schlucht und begibt sich hinauf in die obere.

Die obere Schlucht

Dank eines zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Felsen gehauenen Tunnels tritt man durch die obere Schlucht wieder in das tiefe Berginnere ein. 15 Meter lang ist dieser Gang, der in das Herz des Berges und zum Trichter führt, durch den der Wasserfall tost - ein wahrer „Höllenschlund“!
Diese überwältigende Schlucht, die vollständig vom Wasser geformt wurde, ist 73 m lang, also ganze 15 m länger als die untere Schlucht
Auf der rechten Seite kann man von einer Art Vorsprung aus das faszinierende und seltene Schauspiel bewundern: Das Wasser stürzt sich mit ungeahnter Kraft (und das bereits seit 20.000 Jahren!) in einen knapp hundert Meter tiefen, natürlichen Felsentrichter hinab, den der dadurch entstehende Wasserfall selbst im Laufe der Jahrtausende geschaffen hat.
Unten angekommen, sammelt sich das Wasser in einem teichähnlichen, wilden Gewässer, bevor es in die untere Schlucht abfließt.

Die Kraft des Wassers und das Erosionsmaterial haben den Fels wie ein Skalpell bearbeitet und ihm das Aussehen fließenden Stoffs oder eines vom Wind bewegten Vorhangs verliehen: Ein wahrhaft beeindruckendes Szenario aus Fantasiefiguren und bizarren Formationen.

Der botanische Garten

Der Aufstieg zur oberen Schlucht ist nicht nur ein einfacher Weg, der von einem Punkt zu einem anderen führt, sondern birgt viel Interessantes und Sehenswertes.
Der schmale Weg mit zahlreichen Kehren wird rasch steiler - 115 Stufen führen zur oberen Schlucht. Gesäumt wird der Pfad von den Blumen und Pflanzenbeeten des Botanischen Gartens, der in den letzten Jahren angelegt wurde. Auch dieser ist Teil der Anlage, die entstanden ist, um die Besichtigung des Wasserfalls zu erleichtern. Früher musste man sich durch Dornenbüsche und Gestrüpp kämpfen, um den oberen Teil des Wasserfalls besichtigen zu können.
Von diesem Abschnitt des Weges aus hat man eine atemberaubende Sicht auf die Zypressen, Oleander und Hortensien des Parks, die umliegenden Berge und die Ebene von Riva del Garda, die sogenannte „Busa“.
Die Gegend des Varone Wasserfalls ist eine reich bewachsene grüne Oase: Durch das günstige Klima wachsen in diesem Winkel des Sarca-Tals Pflanzenarten nebeneinander, die man sonst selten zusammen sehen kann. Typische südländische Pflanzen stehen nur wenige Meter von Bäumen entfernt, die man sonst nur im Hochgebirge sieht - ein Spaziergang wie durch ein botanisches Handbuch!
Weiter oben wird der Weg enger, eingeklemmt zwischen dem steilen Abhang auf der linken und der bedrohlichen Felswand auf der rechten Seite. Auch die Temperatur ist beträchtlich niedriger.

Nach den letzten drei Kehren befindet man sich vor dem Eingang zur oberen Schlucht.